Will es das "Business" tatsächlich so?
Was ist dieses “Business”? Früher im Kontext meiner Arbeit als ehrenamtliches Mitglied im Drupal-FLOSS-Kontext hatten wir immer die Diskussion “Was ist Community, was ist Business?” und wie passen die zueinander.
Wer es verfolgen konnte: ich gründe mit anderen zusammen diese genossenschaftlich organisierte Agentur für Web- und Softwareentwicklung. Meist mit CMS und Frameworks. Also diesen FLOSS-Themen.
Wir stellen uns der Herausforderung wie wir Arbeit definieren. Extern durch Projekte finanzierbare und interne durch freigegebene Budgets. Überlicherweise sprechen Agenturen von Deckungsbeitrag oder Wasserkopf. Halt so Worte, die nicht schön klingen und wo ich selber ja nie als Kostenstelle drauf gebucht werden will. Wer will schon Wasserkopf sein?
Ein Ding ist, sich intern über nachvollziehbare Budgets zu verständigen. Also den Fragen nach “wie viel darf Marketing kosten und wie messen wir die geleistete Arbeit?” oder dem “wie viel Vertriebsaufwand stecken wir in Kundengewinnung?” (und das ohne Zielvorgaben, Provisionen oder anderen Hebeln, die üblicherweise in der “gewinnorientierten” Businesswelt existiert). Dafür finden wir Lösungen. Auch wenn es mehr ein gemeinsames “Einruckeln” als zufriedenes “Jauchzen” ist.
Doch was will dieses “Business”? Also diese Kunden? Meiner Erfahrung nach finden sie zwar Genossenschaft “voll süß” (so mit Liebhabfaktor und so). Am Ende einer Abrechnungsperiode können sie den einzelnen Positionen des “nachvollziehbaren Leistungsnachweises” aber nicht viel abgewinnen.
Gehören die 1,5 Stunden Vertragsverhandlungen des Vorstandskollegen auf den Leistungsnachweis - (Ja!) Doch was wenn die Position durch den Kunden mit dem Argument “Das erwarten wir nicht auf der Rechnung. Das müsst ihr von eurem Gewinn abziehen!” beantwortet wird und folglich auf der Rechnung zum Streichen markiert ist?
Gehören die 2 Stunden Ticketpflege, E-Mailbeantwortung und Telefonate auf den Nachweis (einfach, weil ich den Aufwand ohne dieses Projektes ja nicht hätte) (Ja!) Und der Kunde meint, dass gehöre da nicht hin (weil ich ja ansonsten bald auch auf die Idee kommen würde, Kaffee und Kuchen bei einem Besuch in Rechnung stellen zu wollen ).
Kurz: die Frage nach der Transparenz und den Erwartungshaltungen.
Zeige ich den Aufwand nach Gewerk und das auch transparent, mache ich mich als Dienstleister angreifbar. “Aufwände für Vertragsverhandlungen zahlen wir nicht!”. “Und die Beratung und Konzeption war ja gar nicht so explizit beauftragt. Und dieses Weiterdenken für optimale Lösungen hab ich ja gar nicht gewollt. Also damals als ich danach angefragt habe, aber heute….” (trotz bestehendem Rahmenvertrag für Beratung)
Oder zeige ich ihn nicht, weil (automatisierte) Securitydeployments einfach nur 5 Minuten brauchen, das aber nicht selbstverständlich ist und weil (gehört zu IT und Entwicklung und Administration und Computern und ich versteh das eh nicht …) der Kunde keinerlei Wertschätzung hat außer “wird schon so viel Zeit gekostet haben und ansonsten verstehe ich das nicht”. Und ich über solche Positionen andere (anfallenden) Aufwände “verstecken” kann?
Also brauche ich zusätzliche Zeit auf, um Aufwände zu verschleiern? Einfach weil “Business” das so gewohnt ist? Thema verfehlt bei “Das musst du von deinem Gewinn abziehen, wenn du dich im Aufwand verschätzt hast!” Gewinn und Genossenschaft gehen nicht gemeinsam.
Aktuell bin ich ratlos. Und irgendwie muss ich mich trotzdem verhalten. Jeden Tag. Und bei jedem Projekt auf’s Neue.